Mittwoch, 3. April 2013

Wein und Fleisch II

Zum zweiten mal in diesen Jahr treffen sich drei Profis aus der Gastronomie, um unter dem Motto "Wein und Fleisch" objektiv die Wechselwirkung von tierischen Fetten und vergorenem Traubensaft zu analysieren...

Das Fleisch:
Diesmal gab es Schwein. Nein nicht dieses wässrige aus dem Supermarkt und auch kein Iberico, sonder was aus der Heimat: Thüringer Duroc Schwein. Glücklich, fein marmoriert, saftig. Ein 1,5 kg schweres Nackenstück war unser Objekt der Begierde. Schön mit geräuchertem Paprikapulver, Rauchsalz, Pfeffer und Kräutern eingerieben, angebraten und zwei Stunden bei 70° in den Ofen. Bäm ! Dazu gabs Ofengemüse...aber das ist Nebensache.

Die Weine:
Der erste Wein zum Fleisch war ein 2009er Pinot Noir der Santa Barbara Winery, von den Santa Rita Hills, Kalifornien. Dass Übersee-Pinots in der Regel etwas üppiger sind als Pinots aus dem Burgund oder deutscher Spätburgunder ist ja bekannt, da ist dieses Exemplar keine Ausnahme. Sehr fruchtiger, verführerischer Duft nach Waldfrüchten und frisch geschlagenem Holz. Am Gaumen eine Fruchtbombe, Sauerkirschen und Johannisbeeren, das Eichenholz ist deutlich spürbar, aber gut eingebunden. Die Tannine sind extrem seidig und saftig süß. Die Süße kommt jedoch von den mächtigen 14,7% Alkohol, welcher durch die intensive Frucht kaum auffällt. Mit den pikanten und rauchigen Aromen des Fleisches, wird der Wein spielend fertig. Das Fleisch kitzelt die Säure des Weins heraus, was ihn frischer und noch süffiger macht...keine halbe Stunde und die Flasche ist leer.

Danach wartet schon ein spanischer Klassiker in der Karaffe: Condado de Haza von Winzerlegende Alejandro Fernández aus der Ribera del Duero aus dem spektakulären Jahrgang 1995. Abgesehen vom ebenbürtigen Jahr 1996 gab es bisher keinen besseren Jahrgang. Dieser Tempranillo verströmt einen unglaublichen Duft nach süßen Kirschen. Am Gaumen setzt sich das Kirscharoma fort, hinzu kommen dezente Aromen von Mokka und warmer Asche. Die Tannine sind noch präsent, doch von der Zeit ordentlich breitgetreten. Säure, Tannine und Extrakt sind durch die Reife perfekt verschmolzen und kontern herrlich das Fett des Duroc Schweins. Leider verliert der Haza mit der Zeit immer mehr an Intensität. Je mehr Luft der Wein bekommt, je müder wirkt er. Aber ich denke nach 18 Jahren geht das in Ordnung. Muss man halt schneller trinken...

Nun ist das Fleisch vernichtet, die Bäuche sind voll, die Nacht ist längst angebrochen, man läuft Gefahr müde zu werden... Wir brauchen eine Erfrischung, was leichtes, aber süß muss es auch sein, wir haben schließlich kein Dessert. Am besten was Deutsches. Der Klimaschrank spuckt eine Flasche 2011er Ungsteiner Gewürztraminer Spätlese vom pfälzer Weingut Pfeffingen aus. Gute Wahl. In der Nase nach getrockneten Blüten, Honigmelone und Muskatnuss. Im Mund dominiert von kalkiger Mineralität und dezenter Süße. (28 g/l Restzucker) Bleibt lange haften. Ein perfekter Abschluss !

2009 Santa Barbara Winery Pinot Noir
Alk: 14,7%
Preis: 19€
Punkte: 89/100

1995 Condado de Haza
Alk: 13%
Preis: wenn man ihn noch irgendwo bekommt, so um 30€
Punkte: 90/100

2011 Ungsteiner Gewürztraminer Spätlese Weingut Pfeffingen
Alk: 11,5%
Preis: 10€
Punkte: 87/100









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