Dienstag, 8. April 2014

Erkenntnisse eines Weinabends in Wattenscheid-Höntrop

1. Man sollte mehr deutschen Winzersekt, wie den Cuveé S von Chat Sauvage trinken.
Zum einen, weil man für vergleichbare Jahrgangs Champagner gut und gerne das Doppelte bis Dreifache hinblättern muss. Zum anderen, weil der Stoff einfach der Hammer ist ! Dass, das noch junge Weingut Chat Sauvage im Rheingau herrliche Chardonnays und Pinot Noirs im Burgunderstil bereitet, sollte spätestens nach der Gault & Millau Auszeichnung "Aufsteiger des Jahres 2013" bekannt sein. Doch auch Sekt ist im Portfolio. Der 2009er Cuveé S ist ein Blanc de Blanc, also zu 100% aus der Chardonnay Traube. Eine Versand-Dosage, um den Zuckergehalt nach der zweiten Gärung einzustellen, hat dieser Sekt so gut wie garnicht erhalten, denn die Geschmacksangabe ist Brut Natur. Das heißt in Zahlen, der Zuckergehalt liegt bei 0-3 Gramm pro Liter. Stört das ? Ganz im Gegenteil. Der fehlende Zucker, macht Platz für intensive Mineralität und lässt den Wein sehr animierend wirken. Die lange Zeit auf der Hefe und reifes Lesegut sorgen für Fülle, Schmelz und eine sehr feine Perlage. Leer in Rekordzeit !



2. Weiße Burgunder halten nicht ewig. 
Aber wenn man mal ein gut gereiftes, lebendiges Exemplar im Glas hat, kann das ein großes Vergnügen sein. Nachdem wir einen Meursault und einen Mercurey von Oliver Leflaive, beide aus dem Jahr 1995, leider zu den Kochweinen beerdigen mussten, rettete ein 1995er Meursault aus dem Hause Joseph Drouhin die Ehre der weißen Village Weine der Côte D'Or. In der Nase nach Karamell, getrockneten Aprikosen und Apfelkuchen. Am Gaumen lebendig und elegant. Die fast 20 Jahre der Reifung hat Säure, Frucht und Holz perfekt harmonisiert. Ein Wein der im Gedächniss bleibt...



3. Reifer Gewürztraminer mit Restsüße passen hervorragend zu reifem Käse.
Auf dem Teller ein Traum aus kontrolliert verschimmelter Rohmilch: Bleu d'Auvergne, Triple Creme, Chevre de Loire, uralter Gauda, Cru Lait Brie... Käseporno eben. Dazu gibt es an diesem fortgeschrittenen Abend alten, restsüßen Gewürztraminer aus Deutschland. Eine Rebsorte die zwischen den ganzen hippen Rebsorten wie Riesling oder Sauvignon Blanc leider extrem wenig Aufmerksamkeit erfährt. Zwar fehlt es ihr ein wenig an Säure, doch das macht sie durch ihr unglaubliches Aroma wieder wett. Der erste Gewürztraminer ist eine Spätlese aus der Pfalz, aus der Lage Kallstadter Steinacker vom Weingut Koehler-Ruprecht, Jahrgang 2002. In der Nase sehr sortentypisch: Lychee, leicht verwelkte Rosen und Muskat. Im Mund eher breit, würzig mit rudimentärer Restsüße. Die zweite Aromabombe ist ein 1999er Gewürztraminer Auslese von Hans Lang aus dem Rheingau. Ganz anders als der Vorgänger. In der Nase nach Orangen und Zitronenschale, dazu Holunderblüte. Am Gaumen deutlich schlanker und mineralischer. Mehr Trinkfluss. Beide werden sehr gut mit den teilweise heftigen Aromen der verschiedenen Käsen fertig. Echter Gaumentango ! Nur der Blauschimmelkäse schreit nach mehr Zucker und Alkohol...





Danke Jungs für den super Abend !

Cuveé S, Chat Sauvage, Rheingau 90/100
Meursault, Joseph Drouhin, Burgund 92/100
Gewürztraminer Spätlese, Steinacker, Koehler-Ruprecht, Pfalz 86/100
Gewürztraminer Auslese, Hans Lang, Rheingau 88/100

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